Auf einen Kaffee mit …
Alexander Reichhart

Auf einen Kaffee mit … Alexander Reichhart,
Geschäftsführer von REICHHART Logistik in Gilching
im Gespräch mit
Annette von Nordeck, Wirtschaftsfördererin der gwt Starnberg GmbH

 

Wie trinken Sie Ihren Kaffee, Herr Reichhart?

Das ist eine sehr, sehr interessante Frage und es gibt auch eine Geschichte dazu, wie ich überhaupt zum Kaffee gekommen bin, denn ich trinke noch nicht besonders lange Kaffee. Ich bin auch nicht der klassische Kaffeetrinker, der dies zum Wachbleiben und als Überlebenselixier braucht. Vor vier, fünf Jahren haben wir im Unternehmen eine ganz besondere Kaffeemaschine gekauft. Als Dank wurde mir von meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein goldener Kaffeelöffel an unserer Weihnachtsfeier überreicht. Danach war klar: „Jetzt probiere ich das Ganze mal…“ und habe eben festgestellt, dass der Kaffee ein ganz besonderes Getränk ist und für mich reiner Trinkgenuss. Und so gibt’s bei mir entweder den feinen Cappuccino oder den puren Espresso ohne Zucker.

 

Was hat Sie vorher davon abgehalten? Einfach der Geschmack oder nie probiert?

Ich glaube als sehr junger Mensch habe ich einen Kaffee getrunken, der mir nicht so besonders geschmeckt hat und das geht mir tatsächlich auch heute noch hin und wieder bei Veranstaltungen so, wenn es Filterkaffee gibt. Ich bin ein Genussmensch und wenn das für mich kein Genuss ist, lass ich es lieber bleiben.

 

Reichhart Logistik – wie kam`s? Das ist so ein großes Unternehmen, wie haben Sie es mitgestaltet?

Mein Vater hat REICHHART 1967 als Ein-Mann-Unternehmen mit seinem ersten LKW einem MAN Pausbacke gegründet. In den 60/70er Jahren gab es eine gute Nachfrage nach Transporten. Mein Vater hat unser Unternehmen dann kontinuierlich aufgebaut, so dass 1975 der Fuhrpark rund 25 Fahrzeuge umfasste. Anfangs ist er auch noch regelmäßig selbst gefahren, hat abends oder am Wochenende die Fahrzeuge repariert und ist dann später zunehmend immer stärker in den Bürobetrieb gegangen. Ich glaube aber, dass ihm die Technik immer lieber war als die Büroarbeit. Trotz eines schweren Verkehrsunfalls und einem temporären Ausfall konnte mein Vater das Unternehmen weiter ausbauen. So wurden nun auch Fernverkehrstransporte nach Italien mit der ersten roten Fernverkehrskonzession durchgeführt. Später kamen dann Transporte von Flugzeug-Bauteilen für das Dornier-/Airbus-Werk dazu.

1989 hat er sich entschieden das Unternehmen in neue Hände zu geben. Die Suche nach einem Nachfolger war nicht einfach, da wir auch durchaus in einem sehr herausfordernden Geschäftsfeld tätig sind.

In Michael Jackl wurde dann der Nachfolger gefunden, der das Unternehmen kontinuierlich weiter ausbaute und auf Mehrwert-Dienstleistungen, wie die Kontrakt-Logistik setzte.

Im Jahr 2000 bin ich dazu gestoßen und habe meinem Vater vorgeschlagen Michael Jackl zum Mitgesellschafter im Unternehmen zu machen. Wir haben ihm sehr viel zu verdanken, er hat das Geschäftsmodell zur richtigen Zeit weiterentwickelt und deutlich ausgebaut. Auch im Bereich der Digitalisierung haben wir sehr viel unternommen und innovative Techniken eingeführt. Diese Weiterentwicklung betreiben wir nun kontinuierlich seit 1989 – von damals 14 Mio. DM Umsatz zu 88 Mio. € im vergangenen Jahr.

 

Herzlichen Glückwunsch!!! Michael Jackl und Sie sind ja beide Geschäftsführer

Ganz genau, beide Geschäftsführer und Gesellschafter – ursprünglich mit einer klaren Aufgabenteilung. Gleichzeitig hat sich die Arbeitswelt verändert, die Bereiche wandern immer mehr zusammen, müssen integriert werden und wir arbeiten daher immer vernetzter zusammen. Das funktioniert auch sehr gut, wenngleich es in der heutigen Zeit nicht einfach ist, da alle Bereiche, beispielweise die Digitalisierung, Dienstleistungsentwicklung sowie Mitarbeiterqualifizierung eng miteinander verwoben sind. Daher ist es erforderlich, gemeinsame Strategien für die einzelnen Bereiche zu entwickeln und diese abzustimmen, damit die Dinge beim Kunden und im Unternehmen perfekt funktionieren.

 

Was inspiriert Sie? Was treibt Sie an? Als Mensch und als Unternehmer?

Zwei Dinge treiben mich an: momentan natürlich die Corona Krise. Das ist für uns wirklich eine enorme Herausforderung, da wir in den Branchen tätig sind, die es besonders stark getroffen hat, wie die Automobil- und die Luftfahrtindustrie. Ich möchte gar nicht jammern, da ich mal in den Raum stelle, dass wahrscheinlich 80 % der Unternehmen in Deutschland eine vergleichbare große Herausforderung haben.

Wir haben als Familienunternehmen eine Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und in einem momentan so schwierigen Umfeld immer für jeden die richtigen und ausgewogene Entscheidungen zu treffen, ist nicht immer einfach. Aber es ist schön zu sehen, wie unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter trotzdem mit uns an einem Strang ziehen.

Und außerhalb der Corona Krise – was treibt mich als Unternehmer an? Für mich war es immer schon wichtig, das Besondere für unsere Kunden herauszustellen, eine perfekte Dienstleistung anzubieten, die Mehrwert hat, die unseren Kunden Wettbewerbsvorteile verschafft und mit der wir uns ganz klar vom Mainstream unterscheiden. Nicht einfach nur in der Masse mitmachen, in welcher nur der günstigste Preis zählt, sondern wir möchten über unsere Qualität, über unsere Zuverlässigkeit und über unsere Effizienz unserem Kunden produktive Mehrwerte schaffen. Ich bin auch ein Mensch, der, ja ich möchte nicht sagen ein Perfektionist ist, aber der begeistert ist von Dingen, die wie ein Uhrwerk funktionieren. Das ist etwas was mir sehr viel Freude macht, vor allem dann, wenn die Wünsche unserer Kunden erfüllt werden.

 

Ich glaube zu wissen, dass Sie ein Kunstliebhaber sind. Was bedeutet das für Sie?

Auch hier habe ich eine Leidenschaft für das Besondere. Es hat mich an der Kunst immer schon fasziniert mit den Künstlern zu sprechen. Denn im ersten Augenblick versteht man ein Kunstwerk oft gar nicht oder es spricht einen im ersten Augenblick auch gar nicht an. Ich bin mittlerweile sehr vorsichtig, gleich über ein Kunstwerk zu urteilen, da ich oft zu Beginn noch viel zu wenig Wissen über das Werk habe. Wenn mir also der Künstler über sein Werk erzählt, ich selbst am Wochenende dazu nachlese und recherchiere, dann kann ich besser verstehen, was den Künstler und sein Werk letztendlich ausmacht und was er ausdrücken will.

Passend zum Logistikbereich faszinieren mich Künstler, die ein hohes Technikverständnis und ein hohes Qualitätsbewusstsein haben. Es gibt tatsächlich viele Kunstwerke, die schlampig umgesetzt sind, die vielleicht hochgradig kreativ sind, aber technisch und handwerklich nicht besonders gut ausgeführt. Umgekehrt gibt es viele ausdrucksstarke und kreative Werke, die ein hohes Maß an technischer Perfektion haben und das ist genau das, was mich dann anspricht.

Ich bin aber nicht unbedingt ein Freund der moralisierenden Kunst. Dafür brauche ich die Kunst nicht, um zu wissen was richtig oder falsch ist. Viele Kunstwerke wollen politisch anstoßen, mit der Intension etwas zu bewirken. Ich glaube, es ist in der Kunstbranche mittlerweile akzeptiert, dass die Kunst die Welt leider häufig nicht wie gewünscht verändern kann. Die Franzosen sagen zu einem mäßigen Wein gerne „jolie coleur“, also hübsche Farbe und das spricht gerne dafür, dass nichts Besonderes dahintersteckt. Ich bin der Meinung Kunst muss nicht provozieren, um gut zu sein. Es ist die Geschichte, Technik, Idee, der Ausdruck und die Bedeutung dahinter, die es zu etwas Besonderem macht. Und dafür braucht es nicht den gehobenen Zeigefinger. Die Dinge die man macht, soll man richtigmachen, dass sie funktionieren, dass sie auf andere Menschen eine positive Wirkung haben. Nicht einfach damit es gemacht ist, sondern Menschen das Leben leichter zu machen, ihnen zu helfen und sie zu begeistern, dann hinterlässt man Spuren.

 

Nochmal kurz zum Genussmenschen: Wie geht das einher, Genussmensch und Logistikunternehmer? Von außen betrachtet könnten das zwei Welten sein

In der Logistik entwickeln wir aus dem klassischen Transport oder der einfachen Lagerwirtschaft eine hoch effiziente und intelligente Logistikdienstleistung. Es dürfen keine Fehler passieren, alles muss sicher, pünktlich und wie bestellt bei den Kunden ankommen. Wenn Menschen irgendetwas machen, egal in welchem Bereich, wenn sie das mit Hingabe machen, dann wird es meist zu etwas Besonderem. Das ist in der Logistik sowie beim Wein. Da steckt bei hochwertigen Produkten oder Dienstleistungen wirklich viel harte Arbeit dahinter. Wenn man genau hinsieht, sich mit dem Wesentlichen auseinandersetzt, dann erkennt man plötzlich große Unterschiede. Und auf einmal erkennt man – und da kommt jetzt wieder der Genussmensch – eine tolle Leistung, ein tolles Handwerk und tolle Ideen, die gut umgesetzt sind.

 

Wo führt es Sie in unserer Region hin, wenn Sie Entspannung brauchen?

Ich lebe im Landkreis München. Am Wochenende war ich in Bernried und habe mit ein paar Freunden den Starnberger See genossen. Dort haben wir wieder festgestellt, dass wir wahrscheinlich hier an einem der schönsten Flecken auf der Welt leben. Ansonsten, auch zum Thema Genuss, ich fahr oft zum Mittagessen für eine Stunde zum Golfclub Wörthsee. Da sitzt man draußen und blickt auf die Golfanlage und das schöne Clubhaus. Für mich ist das wie Urlaub zu machen. Dort zieht es mich regelmäßig hin, dort genieße ich unser wunderschönes Land. Das ist wirklich etwas Besonderes, etwas, das wir jeden Tag schätzen sollten.  

 

Was dürfen wir von Ihnen lernen? Was wollen Sie Ihren Unternehmerinnen- und Unternehmer-Kollegen mitgeben?

Ich erteile eigentlich ungern Ratschläge, daher vielleicht eher etwas, was ich mir wünschen würde. Sehr viele Menschen und Unternehmen leiden aktuell unter der Corona Krise. Trotzdem bin ich der Meinung, dass die handelnden und verantwortlichen Akteure meist gute Arbeit verrichten.

Was ich mir also in diesem Zusammenhang wünschen würde ist, dass wir uns alle darauf besinnen, was von allen in der Corona-Krise geleistet worden ist. Darauf können wir ehrlich gesagt auch stolz sein. Wir sollten weniger mit dem Finger auf uns gegenseitig zeigen oder bemängeln wie unfähig die Politiker sind. Alle arbeiten mit großem Engagement und viel Herzblut und stehen unter hohem Druck.

 

Ist es für Sie als Familienvater ein Thema, Ihr vom Vater übernommenes und weiterentwickeltes Unternehmen ebenfalls in die nächste Generation zu geben, hat das für Sie einen Wert?

Ich möchte das genauso machen wie mein Vater. Er meinte damals, ich soll das machen, was ich für richtig erachte. Ich wollte früher mal Polizist werden. Daraufhin hat er einen Polizisten eingeladen, der über seinen harten Beruf erzählt hat. Danach wollte ich kein Polizist mehr werden.

Meine Frau und ich haben vom Typus her zwei völlig unterschiedliche Söhne. Wir beide sind davon überzeugt, dass jeder den Beruf wählen soll, der ihn am meisten ausfüllt. Ich bin auch hier der Meinung, dass man nur das gut machen kann, was man mit Leidenschaft und Überzeugung macht. Wenn man von den Eltern mit einer Erwartungshaltung zu seinem Beruf gedrängt wird, dann bringt das nichts.

 

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